Lernen
Leben und Lernen sind untrennbar verbunden. Lebendiges Lernen kann sich nur in einer Atmosphäre von Freiheit, Geborgenheit und In-Beziehung-Sein entfalten – eine Erfahrung, die heute durch Erkenntnisse aus Gehirnforschung wie Erziehungswissenschaft bestätigt wird.
Jedes Kind ist neugierig. Fragend erobert es sich seine Welt. Aus unserer Sicht tragen junge Menschen ihr gesamtes Potenzial in sich, das sich frei entfalten will – jenseits von Angst, Druck und durch Erwachsene inszenierte Unterrichtsmethoden. So gestaltet sich das Lernen an der Kleinen Dorfschule als kreativer, lebendiger, von den Kindern selbst bestimmter Prozess.
Sie werden von Lernbegleiterinnen und Lernbegleitern sowie Menschen ihres Vertrauens darin unterstützt, ihre persönlichen Stärken zu entfalten und Krisen kreativ zu meistern. In den Lerngruppen prägt altersgemischtes, fächerübergreifendes Lernen den Schulalltag. Dabei gibt es eine Vielfalt an unterschiedlichen Lernformen, wie Kurse, Lernvereinbarungen, individuelle Lernpläne, Lernen in Arbeitsgruppen oder in freien Projekten usw. Statt Bewertungen und Zensuren gibt es achtsame Begleitung und lebendige Feedbackkultur. Lernen geschieht aus innerer Motivation: Die Kinder folgen ihren je eigenen Impulsen – sie lernen, spielen, lesen, bauen, rechnen, erkunden, musizieren nach ihren individuellen Rhythmen.
Die Lernkultur basiert auf folgenden Grundsätzen:
• Ganzheitliche Bildung (»Lernen mit Kopf, Herz und Hand«)
• Freie Entfaltung der Persönlichkeit innerhalb der Schulgemeinschaft
• Die Entwicklung einer lebendigen Beziehungskultur
• Gelebte Demokratie, Gleichwürdigkeit, Teilhabe
• Naturverbundenheit, Zukunftsfähigkeit, ökologische Verantwortung
• Gegenseitige Achtung und Wertschätzung
• Einbeziehung des sozialen Umfelds (Dorfleben, Betriebe, Werkstätten, Ateliers usw.)
Auf diese Weise sind die Lernfelder in die Lebenswelt der Kinder eingebettet, aus der sie ursprünglich auch entstanden sind. So findet eine Rückverbindung statt: Wichtige Kulturtechniken werden nicht als losgelöste abstrakte Aufgaben betrachtet, sondern als spannende Lernmöglichkeiten im Fluss des täglichen Lebens. Erfahrungen an anderen Demokratischen Schulen zeigen, dass die Lernenden auf diesem Weg ebensolche Kompetenzen und ein ebensolches Wissen erwerben, wie dies an Regelschulen geschieht, nur in je individuellen zeitlichen Rhythmen.